Geschichte der Meisterschaft

 Aus der Gründungszeit

Neben der politisch unruhigen Zeit nach der Besetzung der Eidgenossenschaft durch die Franzosen anno 1798 und der grossen Armut herrschte in der Region Menzingen auch eine grosse Arbeitslosigkeit. Diese ergab sich vor allem aufgrund der schlechten Verbindungswegen ins Tal und über den Hirzel nach Horgen, dem damaligen Mittelpunkt des Handels in Richtung Zug, Luzern und Gotthard. So entstanden unter den Handwerkern häufig Streitigkeiten, Missgunst und Neid. Aus diesem Grunde kamen einige Menzinger Handwerker-Meister auf den Gedanken, am 12. Hornung im Jahre 1821 einen Handwerkerball zu halten. Die Absicht war, unter den Berufsleuten die Harmonie und das Vertrauen wieder herzustellen. Am Ball fanden sich 37 ausgesuchte Meister, teils Ledige, teils Verheirate ein. Der Zweck der Zusammenkunft wurde erfüllt, denn alle Meister waren munter und froh und unter Jubel und harmonischen Klängen prostete man sich Gesundheit zu. Bei der eigentlichen Gründung im selben Jahr konnten dann 53 Meister in die «Bruderschaft der achtbaren Meister von Menzingen» aufgenommen und in das noch heute aktuelle Mitgliederbuch eingetragen werden.

Geschichte

Die Mitglieder der Meisterschaft setzten sich von Beginn weg hohe Ziele. Unter anderem wollten sie das berufliche Ansehen ihresgleichen im Dorf fördern, die «schwankende und kalt gewordene» Liebe und das Zutrauen untereinander wieder aufwärmen. Sie beschlossen, der verstorbenen Mitmeister zu gedenken und eine besondere Aufmerksamkeit der Ausbildung der Gesellen zu widmen. In späteren Jahren setzte sich die Meisterschaft auch für öffentliche Angelegenheiten ein. Sie gründete eine Zeichnungs- und Handwerkerschule. Eine «Gesellenkrankenkasse», zu damaliger Zeit ein überaus fortschrittliches Modell der Krankenversicherung, wurde errichtet. Aber auch eine «Agitation für bessere Verbindung von Berg und Tal» regten die Meister an und zeigten später auch grosses Interesse am Plan, eine neue Brücke über das Lorzentobel zu bauen. Und es kamen, weil der materielle Wohlstand auch in späteren Jahren noch nicht so hoch war, weitere Aufgaben hinzu. So unterstützten die Meister in Not geratene Mitmeister, aber auch Witwen und arme Lehrlinge oder setzten sich zudem für kirchliche Belange ein, beispielsweise für bessere Chorfenster und die Restaurierung von Kultusgegenständen.

Die Meisterschaft heute

Höhepunkt des Vereinsjahres bildet jeweils der Meisterschaftstag. Aufgrund des Gründungsdatums fällt dieser jeweils in die Fasnachtszeit. Dies heisst aber nicht, dass die Meisterschaft Menzingen ein Fasnachtsverein ist. Eröffnet wird der Tag durch die dorfeigene Guggenmusik Menzikus. Diese weckt noch vor dem Morgengrauen sämtliche Meister mit ihren kakophonischen Klängen. Der anschliessenden Gedächtnisfeier in der Pfarrkirche mit nachfolgendem Gräberbesuch der verstorbenen Mitmeisterinnen und Mitmeister folgt die Hauptversammlung. An dieser werden die statuarischen Geschäfte abgewickelt und Neumeister auf Vorschlag der Commission (Vorstand) hin mittels Abstimmung in die Gesellschaft aufgenommen. Ist die Hauptversammlung zu Ende, stossen die Partner und Partnerinnen der Meister dazu und gemeinsam wird das Mittagessen eingenommen.

Der anlässlich der 150-Jahr-Feierlichkeiten im Jahre 1971 ins Leben gerufene Kinderball erfreut sich nach wie vor grösster Beliebtheit. Im Verlaufe der Jahre wurde es zur Tradition, dass dieser am Nachmittag des Meistertages stattfindet und die Kinder dafür schulfrei bekommen. Während in früheren Jahren die Meisterschafts-Commission die Kinder zur Bescherung in den einzelnen Klassenzimmern besuchte oder auf dem Schulhausplatz beschenkte, so findet diese heute im Verlaufe des Kinderballes statt. Am Ende des Balles werden zudem die besten Masken und Kostüme prämiert und jedes Kind darf mit einem grösseren oder kleineren Preis nach Hause gehen.

Für gewöhnlich treffen sich die Meister am Abend nochmals, um den Meistertag mit dem Meisterball im Kreis von Familie, Freunden und Bekannten bei einem abwechslungsreichen Programm und einem gemütlichen Nachtessen ausklingen zu lassen.

Zusätzlich zum Meisterschaftstag treffen sich die Meister im November zur Martini- und im Januar zur Dreikönigsversammlung.

Nach einer reich erfüllten Vergangenheit betrachtet die Meisterschaft es als ihre Pflicht, den Verein als Zunft in dieser traditionellen Form weiterzuführen, auch wenn heute bei den aktuell gut 70 Meistern mehrheitlich der gesellschaftliche Aspekt im Vordergrund steht. Selbstverständlich wird es auch inskünftig immer wieder kleinere Veränderungen geben, doch von der Grundidee des Zusammenhaltes und der gegenseitigen Achtung darf und wird sich die Meisterschaft nie trennen.